Klavierkonzert der Reihe "Residenzkonzerte" im Rathaussaal in Vaduz. Koryphäen der klassischen Musik präsentieren ihre Preisträger.
Dieses Konzert wird präsentiert von der Musikakademie in Liechtenstein
Vorwiegend Werke der Romantik in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen spielten die Meisterschüler von Claudio Martinez Mehner beim rezenten Residenzkonzert im Rathaus von Vaduz.
Felix Mendelssohn Bartholdy und J.S. Bach ist im Grunde ein unzertrennliches Binom, wobei Mendelssohn die Formensprache des Thomaskantors in Klang und Inhalt neu belebt. Viel Leben, viel Frische und Leichtigkeit prägten die Interpretation von Präludium und Fuge in e-Moll durch Calvin Abdiel. Die Musik war stets in einer anmutigen, fliessenden Bewegung. Wie eine bunte Blüte rankte sich die Melodie im Präludium um die perlenden Läufe. Auch die anschliessende Fuge wirkte nie starr, nie formal oder gar enzyklopädisch sondern bestach durch kantabel ausgestaltete Motorik.
MIt Liszts Funérailles hätte man verblüffende Fingerfertigkeit erwarten können. Die gehört sonder Zweifel in den Handwerkskasten von Simon Haje - aber diese Liszt-Darbietung ging weit über das Handwerkliche hinaus. Den Anfang gestaltete der Pianist sehr düster, ein fast unheilvoller Trauermarsch, der unerbärmlich voranschreitet. Allmählich weicht diese wenig hoffnungsvolle Atmosphäre dann einer zarten, poetischen Melodie - ein Übergang, der Simon Haje sehr fein gelang, als wenn eine Linse sich langsam öffnet und immer mehr Licht hineinströmt. Hier waren es fahle, blasse Erinnerungen an vergangene Zeiten, die sich mit fortschreitender Dauer in Bitterkeit und Wehmut verloren. Eine packende und stimmige Interpretation der Funérailles.
Mit Frédéric Chopins Scherzo Nr 4 hatte sich Vladimir Acimovic der französischen Romantik zugewandt. Der Liechtenstein-Stipendiat hob den lyrisch-spielerischen Aspekt der Komposition hervor. Sein federnder, tänzelnder Anschlag brachte eine klug nuancierte Dynamik in sein Spiel, dem es an passenden Stellen auch nicht an Intensität und Expressivität fehlte.
Werke von Prokofjew und Ravel boten uns dann ein kurzes Intermezzo aus dem frühen 20. Jahrhundert - trotz zeitlicher Nähe zwei sehr unterschiedliche Klangwelten.
Das Fratzenhafte, der scharf bissige, ironische Unterton von Rikako Tsujimoto in Prokofjews Sarkasmen rissen uns geradezu aus der bisher traumhaft-poetischen Klangwelt. Die junge Pianistin investierte sich vollständig - geistig und körperlich - in diese Miniaturen, die zur Entstehungszeit noch als experimentelle Musik verstanden wurden. Bei Rikako Tsujimoto hatte das Experimentelle wenig Raum, dafür umso mehr der Ausdruck. Sie gab dem rhapsodischen, teils gar improvisatorischen Gestus der fünf Kurzstücke sehr pointiert Struktur und Gehalt.
Von Schärfen konnte bei Maria Linares Moleros Interpretation von Maurice Ravels Sonatine nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Sie setzte auf weiche, zarte Schattierungen und Kontraste, liess den Klang ein ums andere Mal wunderbar atmen und bis in die kleinsten Verästelungen aufblühen. In der Musik herrschte ständig Bewegung, ein ruhiger, sanfter Fluss, der dem Klangbild zusätzliche Eleganz verlieh.
Ebenso elegant liess dann zum Abschluss Nikita Lukinov seine Finger in Auszügen aus Tschaikowskis Dornröschen-Ballett über die Tasten tanzen. Verspielt und heiter entführte er uns die heile Märchenwelt, in der es - wenn es um Liebe und Verlust geht - auch sehr leidenschaftlich werden konnte.
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