Klavierkonzert der Reihe "Residenzkonzerte" im Rathaussaal in Vaduz.Koryphäen der klassischen Musik präsentieren ihre Preisträger.
Eine kluge Programmgestaltung kann wesentlich zum Gelingen eines Konzertes beitragen, wie es das Residenzkonzert der Meisterschüler von Pavel Gililov in Vaduz nachdrücklich unterstrich. Mit dem Programm ist es allerdings nicht getan. Letztendlich kommt es auf die Interpreten an. Wenn auch dieses Element passt, steht einem packenden Klavierabend nichts mehr im Weg.
César Franck kommt von der Orgel, und sein Prélude, choral et fugue in h-Moll kann diese Wurzeln nicht leugnen. Colin Pütz machte allerdings gar nicht den Versuch, in Orgelgefilde zu entschweben. Sein Spiel blieb stets fein, klar in der Stimmführung, unaffektiert. Es brillierte durch perlende Läufe im Präludium als schöner Kontrast zur etwas strengeren Form der Fuge, die er stets durch anmutige Kantabilität aufbrach und dem komplexen Gewebe eine natürliche Transparenz verlieh.
Schatten und Licht, melancholische Grübelei und heitere Unbeschwertheit - zwischen diesen beiden Polen wogte die Stimmung in Chopins Scherzo Nr 3, gespielt von Ilyun Bürkev. Die Pianistin kleidete dieses atmosphärische Wechselspiel in wunderbare Nuancen, spielte mal voll leidenschaftlich, mal poetisch verträumt - eine bestens ausgewogene, sensible Interpretation dieser Chopin-Partitur.
Mit dem Impromptu Nr 2 von Franz Schubert folgte der Sprung in die deutsche Romantik. Francesco Maccaronne traf von der ersten Note weg den richtigen Ton, zunächst zart fliessend und liedhaft, dann allmählich zu grimmiger trauernder Leidenschaft modulierend. Beide untrennbaren Facetten legte der Pianist ohne stilistische und inhaltliche Brüche klar offen.
Franz Liszt gilt als einer der Prototypen der Tastenvirtuosität, die eine grosse Falle für Pianisten sein kann. Entweder sind sie überfordert oder töten die Musik mit technischen Capricen.
Weder Vera Cecino noch Giorgio Lazzari tappten in diese Falle. Vera Cecino zeigte in der Ernani-Paraphrase vor allem ihr gestalterisches Vermögen. Sie hatte einen dramaturgischen Plan, der reich an Klangfarben und Schattierungen war. Der technische Aspekt war dabei vor allem Mittel zum Zweck.
Zwischen grosser Wehmut und packender Leidenschaft pendelte Giorgio Lazzaris Interpretation von Liszts Ricordanza. Mit viel Raffinesse umspielte er das Hauptthema, das lyrische Element verblasste nie hinter den technisch sehr hohen Ansprüchen.
Zum Abschluss gab es noch einen Sprung ins 20. Jahrhundert mit zwei Sätzen aus der 2. Sonate von Graz?yna Bacewicz. Auch hier hörten wir einen feinfühligen Gestalter, der Musik Leben und Relief zu geben weiss: Supawee Srisurichan. Den Largo-Satz malte er feinfühlig und ausdrucksstark mit zart getönten aquarellistischen Klangfarben aus. Die abschliessende Toccata bildete mit ihrer inneren, sich stetig steigernden Aufgewühltheit den perfekten Gegensatz.
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